Unreflektierte Berichterstattung in der Tagespresse

altUnter der Überschrift „Problemzone Innsbruck: Ein Sozialarbeiter für die Katz'“ berichtet der KURIER in seiner Ausgabe vom 26.11.2012 über den Spielabbruch bei der Partie gegen Sturm Graz. Weil der Artikel die Vorfälle in Zusammenhang mit der Tätigkeit von „Fanarbeit Innsbruck“ stellt, sieht sich die Faninitiative Innsbruck als Trägerverein zu einigen Anmerkungen veranlaßt:

Ausschreitungen werden sich niemals vollständig verhindern lassen

1. Zunächst einmal ist es völlig realitätsfremd von einzelnen Becherwürfen durch Tribünenbesucher auf die Wirkungslosigkeit eines Sozialprojektes zu schließen. Nach dieser Logik dürfte es in den Stadien der deutschen Bundesliga, wo seit den 80er Jahren Fanprojekte bestehen, zu keinerlei Vorfällen dieser Art mehr kommen. Fakt ist jedoch, daß sich Ausschreitungen von Zuschauern niemals zu hundert Prozent verhindern lassen werden – weder durch sozialarbeiterische Prävention, noch durch polizeiliche Repression. Während repressive Maßnahmen jedoch eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt herbeizuführen scheinen, können gewaltpräventive Projekte hingegen gerade bei jugendlichen Fans positive Alternativen im Ausleben der Fankultur aufzeigen und so zur Überwindung von Aggressivität im Umfeld des Fußballs beitragen.

Fanarbeit – Faninitiative

2. Die Autoren des Artikels stellen die Organisationsform der Fanarbeit Innsbruck falsch dar. Der angesprochene Sozialarbeiter, Mag. (FH) Armin Weber, ist nämlich kein Angestellter des Vereins FC Wacker Innsbruck, wie es im Artikel fälschlicherweise heißt, vielmehr wird „Fanarbeit Innsbruck“ von der Faninitiative Innsbruck, einer Partnerorganisation des Tiroler Traditionsvereins getragen. Vom FC Wacker, mit dem die Faninitiative in den vergangenen Jahren erfolgreich zahlreiche gemeinsame Projekte durchgeführt hat, etwa im Kampf gegen Rassismus innerhalb der Anhängerschaft, wird „Fanarbeit Innsbruck“ ebenso unterstützt wie von der Bundesliga. Die Beziehung zwischen dem FC Wacker und seinen Fans ist somit alles andere als eine „leidvolle Geschichte“, wie es im Artikel heißt.

Investition in Fanarbeit

3. Daß die Becherwerfer dem FC Wacker und der Fanszene Schaden zugefügt haben (Image, Geldstrafe, mögliche Strafverifizierung), steht außer Frage. Auch die Faninitiative, deren Vereinszeck es gemäß Statuten ist, „jeglichen Formen von […] Gewaltbereitschaft unter Fußballfans entgegenzuwirken“, verurteilt derartige Anfeindungen gegenüber Schieds- und Linienrichtern. Umso mehr unterstreicht die Faninitiative ihr Anliegen, zukünftig noch mehr in gewaltpräventive Maßnahmen, etwa in Form von „Fanarbeit Innsbruck“ zu investieren. Das im Artikel zitierte Resümee von Sozialarbeiter Mag. (FH) Armin Weber ist mehr als eine persönliche Selbsteinschätzung, sondern wird durch die wissenschaftliche Begleitung des Projekts bestätigt. Auch die Bundesliga und die bundesweite Koordinationsstelle für Fanarbeit in Wien bestätigen die positive Bilanz von „Fanarbeit Innsbruck“.

Dringend notwendig ist eine breite Unterstützung der Sozialarbeit mit Fußballfans in Österreich durch alle beteiligten Akteure aus Politik und Sport sowie eine dauerhafte Finanzierung lokaler Institutionen. Einseitige und unreflektierte massenmediale Darstellungen der Situation erweisen sich hingegen als völlig kontraproduktiv.