Anzeigen, Verhaftungen und Polizeigewahrsam – Ein Auswärtsspiel in Wien

rapid 21.07.12Das Projekt Fanarbeit Innsbruck existiert nun seit 8 Monaten. Dies ist bedauerlicherweise bereits der dritte Bericht über ein Auswärtsspiel das bei allen Betroffenen einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat.

Als die Innsbrucker Fans am 21.07.2012 das Hanappistadion nach ausgedehnten Personenkontrollen auf der Anreise erreichten, begaben sie sich sogleich in den Gästesektor und begannen mit dem Support der Mannschaft. Einige Zeit später bekam die Einsatzeinheit den Befehl in den Sektor zu gehen und sich dort aufzustellen (siehe Foto).

Rätselhaftes Vorgehen

rapid 21.07.2012Der Grund für diesen Einsatz bleibt rätselhaft, denn es ging aus Sicht der Fanarbeit keine offensichtliche Gefahr von den Innsbrucker Fans aus. Viele Fans fühlten sich zwischen den Polizeiketten sichtlich unwohl und verließen daraufhin die Tribüne. Es hielten sich nun viele Personen beim Verpflegungsstand und den Toiletten auf. Daraufhin wurde auch in diesem Bereich die Anzahl der Exekutivbeamten erhöht. So befanden sich nun ca. 300-400 Innsbruck Fans im Sektor und geschätzte 100 bis 150 Polizeibeamte. Es folgten unübersichtliche und chaotische Szenen, da immer wieder einzelne Personen abgeführt wurden. Die Gründe für die Verhaftungen und das Abführen sind der Fanarbeit Innsbruck zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekannt.

Verfrühte Abreise

Im Anschluss an diese angespannte Situation entschieden sich immer mehr Fans den Sektor zu verlassen, bis schließlich ein Großteil der AuswärtsfahrerInnen vor dem Gästesektor auf die Personen, welche in Gewahrsam genommen wurden, warteten. Da es absehbar war, dass die Fans länger in Gewahrsam bleiben werden, wurde nun bereits vor dem Ende des Spiels die Fahrt zum Westbahnhof anvisiert. Auf dem Weg zu den bereit gestellten öffentlichen Verkehrsmitteln wurden einzelne Personen von Exekutivbeamten immer wieder von hinten „angeschubst“, da sie anscheinend kein adäquates Schritttempo einhielten.

Am Westbahnhof mussten die Innsbrucker Fans noch sehr lange unter massiver Aufsicht auf ihren Zug warten, ehe sie die Heimreise antreten konnten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch einige Fans in Gewahrsam der Wiener Polizei.

Vorgangsweise ist zu hinterfragen

In einem Pressebericht von orf.at heißt es, dass die Einsatzkräfte dabei (Anm. Verhaftungen) gleich ein Exempel statuieren wollten: „Durch das entschlossene Vorgehen der Wiener Polizei setzt diese deutliche Zeichen, dass, von Beginn der Bundesliga-Saison an, rigoros und konsequent gegen Störer vorgegangen wird“.

Wenn unter „rigorosem und konsequentem“ Vorgehen aggressives und einschüchterndes Auftreten gegenüber allen Fans verstanden wird, dann ist diese Strategie aus Sicht von Fanarbeit Innsbruck – Sozialarbeit mit Fußballfans zu hinterfragen. Friedliche Fans werden durch derartige Erfahrungen Auswärtsspiele und zum Teil auch Heimspiele in Zukunft meiden und somit den Bundesligavereinen in den Stadien fehlen.

Fanarbeit Innsbruck wird sich in Zukunft verstärkt für einen Dialog, vor allem mit der Bundesliga und den VereinsvertreterInnen, einsetzen um derartigen Entwicklungen entgegen zu wirken.