Umgang mit der Ordnungsmacht

Aus gegebenem Anlass möchten wir an dieser Stelle einen etwas ältereren Beitrag aus der „Stimme der Kurve“ veröffentlichen. Obwohl die Veröffentlichung bereits ein Jahr zurückliegt, hat das Thema an Aktualität nichts eingebüßt:

„Das Verhältnis zwischen Fussballfans und der Polizei ist seit jeher ein angespanntes. Die Geschichte organisierter Fankultur ist die einer Bewegung, die sich ihren Weg nicht von anderen vorschreiben lässt. Durch Spruchbänder, optische Stilmittel oder Gesänge äußern wir uns seit jeher zu Themen die uns betreffen und erreichen im Stadion mit kreativen und spontanen Mitteln ein breites Publikum. Es liegt somit in der Natur der Sache, dass aktive Fußballfans staatlichen Stellen ein Dorn im Auge sind. Immer neue Gesetzesverschärfungen sind nur die Spitze eines Eisbergs von Repressalien, die wir an jedem Spieltag und darüber hinaus zu spüren bekommen. Allein die Tatsache, dass man als Auswärtsfahrer nach Spielende vor den Stadiontoren von Hundertschaften der Einsatzeinheit mit Polizeihunden erwartet wird, sollte zum Nachdenken anregen. Doch uns diesem Druck zu fügen und nach deren Pfeife zu tanzen, widerstrebt uns mit jeder Faser unseres Körpers. Ein mundtotes Publikum aus gläsernen Zuschauern, deren Stadionbesuch primär Konsumzwecken dient, wird es mit uns nicht geben. Zumal wir uns, wie ein Blick über die Grenze nach Italien zeigt, in Österreich noch auf einer Insel der Seligen befinden.

Um das auch weiterhin zu garantieren, gilt es allerdings für jeden von uns im Umgang mit der Staatsmacht ein paar Dinge zu beachten. So sind Gespräche mit einzelnen Ordnungshütern sowohl zu Hause als auch auf Auswärtsfahrten absolut kontraproduktiv und schaden jedem Einzelnen von uns, auch wenn wir es im ersten Moment oft nicht merken. Jeder Polizist der bei einem Fußballspiel eingesetzt wird, handelt in seiner Funktion, so sehr er auch als netter Zeitgenosse erscheinen mag. Jede Frage, so beiläufig sie auch erscheinen mag, hat nur den Zweck euch Informationen zu entlocken oder euch in Gespräche zu verwickeln, die später auf andere oder auch euch selbst zurückfallen können. Niemand ist verpflichtet sich mit einem Polizisten zu unterhalten. Selbiges gilt für szenekundige Beamte. Somit bitten wir euch eindringlich darum, solchen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Dreht euch einfach um oder geht weiter. Wenn ihr Fragen habt, wendet euch an bekannte Gesichter und es wird euch garantiert weitergeholfen. Aber redet nicht mit den Bullen!

Auch auf der Tribüne aufgenommene Videos können dafür sorgen, dass andere Stadiongänger, die zum Beispiel bei der Benützung von Pyrotechnik gefilmt werden, Schaden nehmen. So schön das Kurvenbild oftmals auch erscheinen mag, lasst euer Handy stecken und supportet fleißig, damit ist jedem mehr geholfen. Auch wenn ein Video nicht im Internet landet, was sowieso einem Kollateralschaden gleicht, kann es sehr schnell in die falschen Hände geraten.

Solltet ihr, warum auch immer, von der Polizei angehalten werden, fragt nach dem Grund, ob euch etwas vorgeworfen wird und am besten auch nach der Dienstnummer des betreffenden Ordnungshüters. Sofern ihr nicht festgenommen wurdet, hat die Polizei kein Recht euch nach der Amtshandlung weiter festzuhalten. Sollte das blöderweise doch der Fall sein, gibt es einige wichtige Sachen zu beachten. Zunächst solltet ihr jegliche Aussage zum euch Vorgeworfenen ablehnen. Ihr habt später noch genug Zeit eure Sicht der Dinge darzulegen. Außerdem habt ihr das Recht einen Telefonanruf zu machen. Wenn ihr nicht darauf hingewiesen werdet, fragt danach. Informiert auf jeden Fall einen Vertrauten wo ihr euch befindet und was euch vorgeworfen wird. Und zu guter Letzt steht es euch natürlich zu einen Rechtsbeistand beizuziehen. All das sind Rechte die euch in jedem Fall gewährt werden müssen!

So schlimm all das auch klingen mag, ist es nur zu eurem Besten, wenn ihr diese Dinge immer im Hinterkopf habt. Niemand von uns sollte Probleme mit der Polizei haben, doch es kann jedem passieren, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Und dann über seine Rechte Bescheid zu wissen ist mehr als nur hilfreich.“

2017 veröffentlicht in der „Stimme der Kurve“, dem Stadionheft der Tivoli Nord