Teil-Nehmen und Teil-Haben. Fußball aus Sicht kritischer Fans und Gesellschaftswissenschaftler
Im Zuge der Lehrveranstaltung „Die Kanten des runden Leders“, die im Sommersemester 2008 anlässlich der Fußball-Europameisterschaft als Kooperationsprojekt der Faninitiative Innsbruck und der Fakultät für Erziehungswissenschaften an der Universität Innsbruck durchgeführt wurde, entstand ein Sammelband mit Aufsätzen von kritischen Sozialwissenschaftlern und Fußballfans.
Der Herausgeber Dr. Bernd Lederer arbeitet als Universitätsassistent am Innsbrucker Institut für Erziehungswissenschaft, und beteiligt sich an der Arbeitsgruppe Fanarbeit Innsbruck.
Bernd Lederer (Hrsg.): Teil-Nehmen und Teil-Haben. Fußball aus Sicht kritischer Fans und Gesellschaftswissenschaftler, 224 Seiten, 11 Abbildungen, Paperback, Preis EUR 16,90 – ISBN 978-3-89533-735-2
Erschienen im Verlag Die Werkstatt www.werkstatt-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
Christian Deker: „Fußball ist alles – auch schwul“: Strategien gegen Homophobie im Fußball
Jennifer Töpperwein: Weibliche Fans im Fußball: Emanzipationsgeschichte, Erfahrungen, Perspektiven
Michael Fanizadeh & Markus Pinter: Von echten Österreichern und Einwanderern: Rassismus und Antirassismus im Fußball
Roger Hasenbein: Eine andere Fußballwelt ist möglich: Möglichkeiten und Strategien gegen eine völlige Enteignung der Fans am Beispiel des FC St. Pauli
Bernd Lederer: Fußball als Teil der individuellen Lebenswelt: Zum Zusammenhang von aktiver Fankultur und Bildung, oder: Was hat Fußball mit Bildung zu tun?
Peter Egg: „Teil-haben“, nicht nur „teil-nehmen“: Warum „Partizipation“ ein pädagogisches Kernziel ist und bleiben muss
Roman Horak: Das Runde und das Eckige: Fußball, Fans und Medien
Gerhard Vinnai: Schattenseiten der Fußballbegeisterung
Gerhard Hödl: Der globale Fußball zwischen Expansion und Marginalisierung
Matthias Kapferer & Joachim Tschütscher: Sicherheit und Ordnung in den Fußballstadien als Muster für den kontrollierten Bürger
Peter Stöger: Zehn Fußball-Plätze: Verortungen und Vermutungen – oder: Wie kommt ein „Quasi“ in die Liturgie? (Essay und Skizze)
Weitere Informationen
Ob WM, EM, Champions League oder ein unterklassiges Ligaspiel: Fußball, mit allem, was auch außerhalb des Rasens dazugehört, liefert stets eine Fülle von Anschauungsmaterial für menschliche Verhaltensmuster und kulturelle Ausdrucksweisen. In „Teil-Nehmen und Teil-Haben“ erkunden Fanvertreter sowie Geistes- und Sozialwissenschaftler jetzt das Spannungsfeld zwischen Mitsprache und Kommerz, in welchem der Fußball heute rollt.
Die 13 AutorInnen beleuchten dabei jeweils ganz unterschiedliche Aspekte der „schönsten Nebensache der Welt“, mal mehr, mal weniger nah am roten Faden dieses Buches: dem Thema Teilhabe und Mitbestimmung. Den Anfang machen Vertreter aktiver Fußballfans, die von Faninitiativen gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus sowie von Bündnissen wie BAFF (Bündnis aktiver Fußball-Fans) oder FARE (Football Against Racism in Europe) berichten, aber auch davon, wie Fans ganz konkret Einfluss auf die Politik ihres Vereins nehmen können. So haben sich beispielsweise St.-Pauli-Fans u.a. erfolgreich für eine Einzelfallprüfung vor der Erteilung von Stadionverboten, gegen die Einführung einer Stadionwährung und für den Erhalt von Stehplätzen eingesetzt.
Den theoretischen Mittelteil bilden Beiträge, die sich mit den Kernthemen Teilhabe und Mitbestimmung aus bildungstheoretischer Sicht befassen. Gesellschaftskritische Analysen aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie Psychologie, Soziologie, Philosophie, Volkswirtschaft, aber auch Rechtswissenschaft beleuchten abschließend einige grundlegende Aspekte des Fußballs und deren Relevanz für die Gegenwartskultur. Wie die Globalisierung die weltweite Vermarktung des Fußballs fördert oder wie sich im Stadion die Tendenz zum „modernen Überwachungsstaat“ manifestiert, sind nur einige der Themen, die dabei zur Sprache kommen.