Es folgen Wahrnehmungen und Beobachtungen des Fanarbeiters (10.05.2012):
Einlasssituation
Den Beginn vieler fragwürdiger und nicht nachvollziehbarer Maßnahmen machten die Personenkontrollen von einigen Fans, die sich friedlich vor dem Auswärtssektor aufhielten. Diese wurden von Polizeikräften eingekesselt und daraufhin ihre Personalien aufgenommen. Der Grund dieser Maßnahme war laut Polizei der Verdacht, dass sich unter diesen Personen Fans aus Linz befänden (Anm. BW-Linz).
Bei der Einlasskontrolle wurden einzelne Personen abgeführt und erneut Personalien aufgenommen. Ein Fan wurde abgeführt weil er einen Aufkleber mit einem Spruch gegen die Exekutive mit sich führte.
Die aufwändig gestaltete Überrollfahne, welche als Anfangschoreographie im Auswärtssektor präsentiert werden sollte, wurde von der Exekutive auf Grund von brandschutztechnischen Bestimmungen nicht erlaubt.
Trotz dieses als nicht optimal zu bezeichnenden Beginns eines Spiels war die Stimmung im Auswärtssektor erstaunlicherweise sehr gut und die Mannschaft wurde lautstark unterstützt.
Eskalation
Als dann jedoch in der 2. Halbzeit eine Person nach dem Toiltettengang im Sektor von der Polizei unvermittelt abgeführt wurde, eskalierte die Situation kurzfristig. Hier war der Grund für den Polizeieinsatz angeblich „anstößige“ Kleidung des betroffenen Fans. Die gute Stimmung war somit nicht mehr gegeben.
Erschütternde Szenen
Was nun nach Abpfiff folgte war jedoch aus Sicht der Fanarbeit erschütternd. Nach den obligatorischen 15 Minuten Wartezeit im Auswärtssektor durften die Fans zu ihren Fahrzeugen gehen. Dabei wurde sie von einer Vielzahl an gepanzerten und mit Sturmhauben vermummten Polizisten „begleitet“. Es wurden immer wieder Personen kurzfristig abgeführt. Die Angabe von Gründen konnte, in der als chaotisch zu bezeichnenden Situation, nicht erfasst werden. Es wurden jedoch keine gewalttätigen Aktionen ausgehend von Fans beobachtet.
Ein ganz gravierendes Beispiel war die Verhaftung eines jungen Mannes der bereits in einem PKW saß und sein Handy auf das Armaturenbrett gelegt hatte. Dieser junge Mann wurde unter Anwendung von Gewalt „aufgefordert“ das Auto zu verlassen und sein Handy mitzunehmen. Auch die anderen Autoinsassen wurden mitgenommen. Hierbei wurden sie von den ausführenden Beamten mit nicht adäquaten Ausdrücken beschimpft.
Mir als Fanarbeiter wurde untersagt als Vertrauensperson eines abgeführten Fans zu agieren. Auch meine Anfrage nach der Dienstnummer oder einer Begründung wurden ignoriert.
Prävention ad absurdum
Fanarbeit Innsbruck – „Sozialarbeit mit Fußballfans“ verfolgt das Ziel, vor allem junge Fans im Ausleben einer gewaltlosen, kreativen und kritischen Fankultur zu unterstützen und die Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu vermitteln. Dies vor allem unter dem Aspekt der Prävention von selbst- und fremdschädigendem Verhalten.
Präventionsarbeit wird durch solche Einsätze ad absurdum geführt. Wenn junge Menschen derartige Erfahrungen im Umgang mit der Staatsmacht und deren Gewaltmonopol machen ist eine zunehmende Radikalisierung der Betroffenen und somit eine weitere Eskalation der Situation vorprogrammiert. Eine äußerst bedenkliche Entwicklung!
Die betroffenen Fans werden ersucht sich mit Fanarbeit Innsbruck in Verbindung zu setzen!
Fanarbeit Innsbruck
Mag. (FH) Armin Weber